Wenn die Wunde eitert – Behandeln und Vorbeugen
Einmal nicht aufgepasst und dann ist es passiert, der Schnitt in den Finger oder die fiese Schürfwunde am Knie nach dem Sturz. Das ist zunächst einmal nicht schlimm. Doch wenn die Wunde nicht richtig gereinigt wird, sieht dies schon ganz anders aus.
Denn dann gelangen Erreger in den Körper, die Ursache einer Infektion sein können. Wenn die Wunde eitert – Behandeln und Vorbeugen, hier gibt es wichtige Tipps und Einblicke.
Wenn die Wunde eitert – was tun?
Kommt es zu einer Wunde wird unser Immunsystem hochgefahren. Sogenannte Abwehrzellen gelangen in millionenfacher Anzahl in die Wunde, um eingedrungene Mikroorganismen unschädlich zu machen. Ist dabei das Immunsystem geschwächt oder liegt eine Erkankung, wie z.B. Diabetes, vor, kann die Abwehrreaktion auf die Eindringlinge ggfs. nicht stark genug ausfallen. Erste Symptome wie Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen können dann auftreten, im weiteren Verlauf kann sich hier auch Eiter bilden.
Mit einer schnellen unterstützenden Wundversorgung können Infektionen oftmals vermieden werden. Dazu gehört eine gute Reinigung bzw. Desinfektion der Wunde sowie ggfs. das Entfernen von Steinchen oder anderer Schmutzpartikel mit einer sterilen Pinzette. Eine Wundauflage oder ein steriles Pflaster, je nach Größe der Wunde, wird anschließend aufgebracht, um so vor erneuten Verschmutzungen zu schützen. Bei großflächigen Wunden, starken Blutungen oder Verschmutzungen, bei nachträglichen Veränderungen der Wunde, schlechter Abheilung oder bei Vorerkrankungen sollte, trotz einer guten Wundversorgung, immer ein Arzt aufgesucht werden.
Zunächst ist eine eitrige Entzündung auch immer ein Zeichen einer Abwehrreaktion des Körpers. Der Eiter setzt sich u.a. aus abgestorbenen Geweberesten, Bakterien und weißen Blutzellen zusammen. Im weiteren Verlauf können sich hieraus Folgeerscheinungen wie u.a. ein Abszess, ein Furunkel, ein Karbunkel oder eine Zyste entwickeln. Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Wunde selbst nicht den Eiter produziert. Hieran sind immer Erreger beteiligt, welche zunächst in den Körper eindringen müssen. Eiter entsteht immer dort, wo die wichtige Sauberkeit rundum die Wunde nicht beachtet wurde oder das Immunsystem geschwächt war. In diesem Fall sollte nicht einfach reagiert werden, dazu gehört z.B. eitrige Wunden selbst aufzustechen. Am Ende können hier nur weitere Infektionen verursacht oder verstärkt werden.
Kommt es doch zu einer verstärkten Bildung von Eiter an einer Wunde, ist Vorsicht geboten. Denn dieses kann im schlimmsten Fall auch im weiteren Verlauf zu einer Blutvergiftung (Sepsis), Schüttelfrost oder Fieber führen. Doch soweit sollte es nicht kommen, die richtige Behandlung (durch einen Arzt) ist hierbei entscheidend.
Bekannte Hausmittel, was taugen diese?
Die richtige Behandlung der betroffenen Haut ist deshalb das A und O. Gerade die richtige Wunddesinfektion ist dabei so wichtig. Gerade deshalb sind nicht immer nur bekannte Hausmittel zur Wundheilung zu empfehlen. Warum? Erklären wir hier:
- Kokosöl wird eine antimikrobielle Wirkung nachgesagt. Es kann somit die Wundheilung unterstützen und vor weiteren Infektionen schützen. Doch dies gilt für kleinere Wunden wie z.B. Schürf- oder Schnittwunden.
- Der Saft der Aloe Vera zeigt bei äußerlicher Anwendung schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkungen. Bei leichtem Sonnenbrand, Schürfwunden oder leichten Verbrennungen wird es oftmals empfohlen. Doch dies hängt vom Grad der Entzündung ab.
- Naturbelassenem Honig wird eine antibakterielle Wirkung nachgesagt. Das saure Milieu des Honigs beeinträchtigt dabei die Bakterienvermehrung. Die genaue Wirkung ist bis heute aber noch nicht geklärt.
- Kamille wirkt ebenfalls entzündungshemmend. Daher kann mit Kamillentee die Wunde natürlich ausgewaschen bzw. gereinigt werden. Sollte die Wunde nicht sauber wirken, gilt im Anschluss mit sterilen Instrumenten und Desinfektionsmittel zu arbeiten.
Entzündungen vermeiden – was wirklich hilft
Manche erste Hilfetipps kennen wir noch aus Kindertagen, doch ob diese wirklich so gut sind, haben wir nochmals mit einem Experten geklärt. Und hier gibt es auch schon die Antworten dazu:
- Pusten auf Wunden bei kleinen Kindern ist keine gute Idee, wenn auch so gebräuchlich. Denn mit dem Pusten gelangt oftmals auch Spuke auf die verletzte Haut. Verschiedene Bakterienarten gelangen so zusätzlich in die Wunde, welche die Wundheilung behindern können. Vielmehr sollte viel sauberes Wasser eingesetzt werden, um die Wunde auszuspülen. Für den kleinen psychologischen Effekt des Pustens bei den Kleinen findet sich ganz bestimmt eine liebevolle, tröstende Alternative.
- Die ungereinigten Finger gehören ebenfalls nicht an die Wunde. Über die Finger können Bakterien oder Keime in Wunden gelangen und Ursache einer verschlimmerten Infektion sein. Daher lieber mit einer Pinzette Schmutz bzw. kleine Steinchen entfernen.
- Duschen oder Baden ohne Schutz ist im Zuge der Wundbehandlung ebenfalls zu vermeiden. Denn Feuchtigkeit bietet ein optimales Milieu für Keime und Bakterien. Darum sollte Feuchtigkeit immer von größeren Wundflächen ferngehalten werden, z.B. mit einem wasserdichtem Pflaster oder einer Duschfolie.
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Artikel entstand in Zusammenarbeit mit unserem Experten:
Wolfram Kurschat
Wolfram Kurschat, geboren 1975, ist professioneller Radsportler, Olympiateilnehmer und approbierter Apotheker.
Im Zuge seiner Karriere als Mountainbikeprofi nahm er 2008 an den olympischen Spielen in Peking teil und erreichte einen 33. Platz. Im Mountainbikeweltcup schaffte er es mehrfach aufs Podest. Bei deutschen Meisterschaften errang er mehrere Meistertitel im Mountainbike. Gleiches gelang ihm im Jahr 2013 auch im Bergzeitfahren auf der Straße.
Parallel zu seiner Sportkarriere absolvierter er ein Pharmazie-Studium in Heidelberg. Nach der Approbation arbeitet er seit vielen Jahren bei einer familiengeführten Apothekenkooperation mit 8 Standorten und 130 Mitarbeitern im Raum Mannheim/Mainz/Wiesbaden.